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Die Überfahrt mit Seafrance nach Dover war ruhig und sehr schnell. Immer noch begleitet mit Sonnenschein trafen wir in England ein. Nach vielen Kilometern und etlichem (Ver-) Fahren hatten wir unser Zwischenhighlight gefunden: Stone Hendge!
Es hat uns auch nur 2 –3 Stunden des Zeitpolsters gekostet, das wir hatten um die nächste Fähre zu erreichen. Man sollte aber auch der Gerechtigkeit halber erwähnen, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat. Auch England hat hübsche Ecken, was wir auf der anschließenden Suche nach der Autobahn entdecken konnten. Beim Erreichen der selbigen wurde es dunkel und es fing an zu regnen. Wir hatten ja auch schon die Hälfte der Strecke hinter uns. Ach, was soll’s. sind doch nur knapp 250 Kilometer und 3 Stunden Zeit bis nach Pembroke zur Fähre, die uns nach Rosslare bringen sollte. Eine Stunde vor Abfahrt hatten wir sie dann auch rechtzeitig erreicht, klatschnass und meine Zweibeiner waren total übermüdet. Nach einigen sehr fruchtlosen Versuchen meiner Sozia, sich auf der Damentoilette mit Hilfe des Handtrockners etwas aufzuwärmen (wer noch nie klatschnass auf einer vollklimatisierten Fähre unterwegs war, wird ihre Verzweiflung nicht so recht nachvollziehen können.) haben sie die Überfahrt mehr schlecht als recht größtenteils auf diversen Sitzgelegenheiten (eine Kabine haben sie sich im wahrsten Sinne des Wortes „gespart") verschlafen. Ich war mal wieder angekettet im Frachtraum. Ankunft in Irland um 07:15 Uhr.
Bei der nachmittäglichen Besichtigung des Ortes (den Vormittag haben sie von 10:00 bis 16:00 Uhr komplett verschlafen. Die Anreise war eben doch ein klein wenig anstrengend, zumindest für meine Zweibeiner) speisten sie sehr vornehm im „Take away“. Hamburger mit superschlabberigen Pommes! Wer hat das mit dem Essig eigentlich erfunden? Im zuvor mit Begeisterung und Heimatstolz entdeckten „Lidl“ haben sie sich dann mit deutschen Spezialitäten für den Abend eingedeckt. Chips, Rotwein und Schokolade waren auf der Einkaufsliste zu finden. Mit einer irischen Taudusche (mehr Wasser wäre da nicht rausgekommen, es sei halt nur wärmer, behaupteten sie!) und einem guten Glas Rotwein begossen sie ihren ersten Abend in Irland.
Den Abend beschlossen wir (immer noch von den Tageserlebnissen gefangen.) in einem Indischen Restaurant, ich durfte durchs Fenster zusehen. Im Anschluss an dieses Essen wurde der Begriff „spicy“ von uns absolut neu definiert. (Selbst der Gasgriffwärmer hatte an diesem Abend seinen „Schärfemeister“ gefunden, und das soll was heißen)
Das die Iren den Römern ähneln (. die spinnen die Römer ;-)).) haben wie nach mehrmaligen Versuchen, irgendwelchen Schildern mit den Hinweisen auf Steinmonumente zu folgen, auch noch festgestellt. Ab da beschlossen wir, die braunen Schilderwälder größtenteils zu ignorieren, da meine Sitzbankwärmerin keine Lust mehr hatte, mitten in der Pampa mit Lederklamotten herum zu laufen und nach Monumenten zu suchen. Obwohl der Ring sehr gut ausgeschildert war und auch viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hatte, war ausnehmend wenig Verkehr. Eine dieser Sehenswürdigkeiten war Dunboy Castle (2 Euro Eintritt). Wunderschöne Ruinen, deren Geschichte uns ein russischer Saisonarbeiter erzählen konnte.
Dessen Katze mehr Elektronik hatte als sein Mercedes Wohnmobil. Er warnte uns auch vor der Fahrkunst der Iren, da diese 2 Jahre zuvor noch alle Traktor gefahren seien. Weiter ging es mit der Fahrt auf dem Ring. Hatten wir gestern schon dieses aufregende Land in unser Herz geschlossen, so eroberte es uns heute vollständig! Wunderbare Ausblicke zwischen grünen Hügeln und schroffen Klippen auf ein im Sonnenlicht funkelndes Meer. Eine Postkartenansicht nach der anderen. Immer wieder verlockten uns kleine Seitenpfade den Ring zu verlassen und so erreichten wir unser Nachtlager erst bei Dunkelheit und Kälte (so nach 300 Kilometer und ca. 11 Stunden). Nur noch ein kleiner Happen bei Mc Donalds und ein Glas Wein auf dem Zimmer, die Klamotten schon wieder für die Abreise packen und dann ging es für meine Zweibeiner endlich ab ins Bett!
In Tralee sind wir auf die Küstenstraße gebogen und so zwar langsamer und weiter gefahren, aber die Aussichten waren schöner. Bei Foynes haben wir eine kurze Essenspause eingelegt (mal wieder Burger, aber diesmal gute) und gegen 19:00 Uhr erreichten wir einen kleinen Vorort von Limerick in dem wir uns ein B&B gesucht haben. Leider war die Gegend nicht so toll wie Kerry. Den Abend beschlossen meine Zweibeiner, nachdem sie vergeblich versucht haben Limerick Castle zu finden, in einem Pub bei Lifemusik und Heinecken. Hicks! Ca. 500 Kilometer hatten wir heute geschafft und mein Hinterrad wird langsam, dank der oftmals sehr eigenartigen Straßenbeläge, blank! Das Zimmer mit den 2 ach so komfortablen Einzelbetten (das fanden die beiden blöd) kostete 25 Euro, und das pro Person!
Super eben. Danach kam wieder die übliche Suche nach dem B&B. Wir haben auch einen hübschen gefunden, sind noch Essen gefahren und das war es für den Tag.
Später zurück ins Zimmer und in die Jeans gehüpft, und dann ohne mich in Richtung Städtchen. Als sie so die Straße entlang schlenderten, hören sie aus dem Pub Tulley einen wunderschöne Stimme. Also nichts wie rein und zugehört. Eine Amerikanerin aus Michigan sang wunderbare Balladen, irische wohlbemerkt! Eileen Mc Charty ging leider schon nach 3 Songs und sie folgten ihr in eine andere Kneipe. Dort trat sie zusammen mit ihren Freunden auf, und alle hatten einen tollen und erlebnisreichen Musikabend, der meiner Sozia nur kurzfristig durch einen äußerst betrunkenen Iren namens Jerry gestört wurde. Nach 3 Bierchen und der Schließung des Pubs sind meine Zweibeiner auch ins Bett gewandert. Ich hatte aber auch einen schönen Abend und nette Gesellschaft von einer FZR 1200 aus Frankreich.
In Bangor fanden wir wieder ein B&B. Ein ganzes Haus für uns allein für 26€ pP. Eine Flasche Rotwein und ein ausgedehnter Plausch mit dem Hausherrn beschloss den Abend für die Sitzbankrutscher. Diese Gegend ist besonders interessant für Lachs und Forellenangler.
Wir haben es auch gefunden, wirklich mitten in einem Feld gelegen und mit ein paar Bullen in direkter Nähe, quasi Auge in Scheinwerfer. Auch ein weiteres Kloster das auf der gleichen Strecke lag, haben wir uns angesehen. Rosseck Abbey wurde auch (wie bis dahin alle Klöster die wir uns angesehen haben) von Franziskanern erbaut. Selbst auf dem Rückweg hatten wir kein Glück mit dem Ausblick auf die Felsen. Also einfach zum nächsten Punkt auf der Liste. Dem Blacksod Point, von dem man Achill Island sehen kann, auf dessen Bergen ich wunderbar fahren können sollte, wenn der Berg nicht auch im Nebel gelegen hätte! Egal, wir sind dennoch in Richtung Insel gefahren und es war auch eine sehr hübsche Strecke, doch als wir auf der Insel ankamen, war es schon zu spät um auf den Berg zu fahren. Na gut, dann eben nur kurz in den ansässigen Supermarkt und dann wieder zurück zum B&B. Eine Dusche und ein halbes Bier später beendete den Tag für die zwei.
Ein erneut gutes Frühstück (auch wieder mit dem vom Hausherren frisch hergestelltem Obstsalat) lässt den Tag gut beginnen. Nachdem uns alle das schönste Wetter vorhersagten, machten wir uns auf den Weg Richtung Norden. Der dritte Versuch die Ceide Fields zu bewundern hat endlich geklappt! Ein wunderschöner Ausblick!
Durch Sligo (würg, Großstadt) und die Küste hoch nach Mullagmore auf Seitenstraßen. Hinter Donegal wurde es immer dunkler und als dann der Regen einsetzte, beschlossen wir, uns den Norden ein anderes Mal anzuschauen. Husch über die Autobahn der Sonne entgegen, soweit man das sagen kann. Wieder durch Sligo durch (wieder würg) und weiter. In Boyle fanden wir gegen 19:30 Uhr ein schönes B&B mit anstrengenden aber netten Leuten. Die Hausherrin war etwas „Confused“ und ein paar freundliche Nordirlandfarmer, die allerdings kaum zu verstehen waren, erzählten etwas über die politische Lage. Ein chinesisches Essen und ein Abendspaziergang (bei dem meine Zweibeiner auch einige Fledermäuse beobachten konnten) ließen die Fahrt im Dunkeln schnell vergessen.
Langsam wurde es Zeit für die Suche nach einem B&B. In Birr war schon alles belegt. (Anmerkung: B&Bs sind an der Küste häufiger und leichter zu finden) Man sagte uns, wir sollten einen Ort weiter unser Glück versuchen. Die zweite Anlaufstelle, Chris, telefonierte mit Betty, die noch was frei haben sollte. Betty war dann aber doch belegt, und telefonierte mit ihrer Freundin, die uns dann auch aufnahm. So hatten wir ein ganz privates (deshalb natürlich nicht billiger - 25€ pP) B&B außerhalb von Kimitty, welches aussah wie aus „Schöner wohnen“ So ein Bungalow mit Wintergarten, drapiertem Schachspiel, mediterranem Flair und Kiesauffahrt. Ich stehe auf schneeweißem Kies.
Einen Reifenwurf entfernt war noch eine wunderschöne Franziskaner Abbey Ruine, die man sich für Noppes anschauen konnte. Dann ging es weiter Richtung Süden, der Sonne entgegen, und wir trafen auf die Jerpoint Abbey, eine Zisterzienser Abbey, bei der mein Ballast eine Führung mitmachte. Hier wurden sie über das Leben der Mönche aufgeklärt, und erfuhren so manches Wissenswerte aus dieser dunklen Zeit – das muss die Zeit vor den Motorrädern gewesen sein.
Die alltägliche Suche nach einen B&B verschlug uns ins Heavens Lodge. Die Hausherrin, Ellen, war superfreundlich und hilfsbereit. Ich bekam einen hundbewachten Hofstellplatz. Am Abend wollten meine Zweibeiner noch in ein Pub, der ca. 45min Fußweg entfernt war. (Don’t drink and drive) Sie mussten Ellen versprechen sie anzurufen, wenn sie nach Hause wollten, damit Ellen sie abholen konnte. Haben sie aber nicht gemacht. So ein bisschen gehen kann denen auch mal nicht schaden. (Es war stichefinster – meterhohe Hecken und kein Mond – ich habe für solche Fälle Fernlicht - hihihi)
Auf der Fähre hat mein Fahrer ca. 2 Stunden geschlafen, und gegen 1:30 konnte ich den stickigen Frachtraum endlich in England verlassen. Mein Front- und das Rücklicht der GS-Q fielen aus. Mein Schrauber hat es an einer nächsten Tankstelle repariert. Das Fahren durch England war wie auf der Hinfahrt. Die Hälfte durch kalten Nebel, Regen, mit der typischen Null-Sicht. Durch die Beladung habe ich fast ausschließlich die Eichhörnchen in den Bäumen erleuchtet. Da hilft dann auch Fernlicht nichts. Nach ca. 250 Km haben wir in einem Supermarkt mal eine halbe Stunde verschnauft. Danach wurde die Zeit ein wenig knapp, also hat mein Gasgriffdreher etwas mehr denselben verdreht. Um London war ein Stau, den wir mutig auf dem Standstreifen umfahren haben. Nachdem wir auf der Autobahn falsch abgebogen waren, und deshalb uns auf den Standstreifen ein paar hundert Meter rückwärts schieben mussten, hat mich mein Fahrer auch noch auf die Seite gelegt. So ein Ritt schlaucht ihn doch etwas. Glücklicherweise ist mir aber nicht passiert. In Dover waren wir zwar knapp aber rechtzeitig um 10:15. Die Fähre nach Calais sollte um 11:00 in See stechen, wurde aber auf 11:30 verschoben. Und dafür voll der End-Stress. Nach erquickenden 30 Minuten Ruhe auf der Fähre ging es auf die letzten 400km. Trotz viel Übung tat meinen Zweibeinern der Hintern doch recht weh, als wir endlich um 21:45 zu Hause in Monheim ankamen. Mein Hinterradreifen war blank, meine Kette zu lang und meine Kupplung rutschte immer öfter. Zu Hause wurde ich noch entladen, meine Zweibeiner haben telefoniert, und ein Schlückchen Sekt aus die tolle Reise getrunken und sind dann ins eigene Bett gefallen. Ich denke ich werden die tollen Straßen vermissen.