Nach ca. 400 Km im Dauerregen sind wir am Hafen unserer Fähre angekommen. Klatschnass und gut 1,5Std zu früh. Mit leichter Verspätung und unglaublicher Bewunderung der LKW-Fahrer (das muss man gesehen haben wie die rangieren können um nicht einen Millimeter der Fährkapazität zu vergeuden) ging es von Dänemark nach Norwegen. Die Überfahrt haben wir größtenteils schlafend in kinoartigen Sesseln verbracht. Nicht wirklich bequem und ausreichend.
Ab nun gibt es nur noch norwegische Kronen wobei 8,3 Kronen ein Euro sind. Nach gut einer halben Stunde auf norwegischen Boden wich sie dann und machte Platz für den starken Regen, und wir waren mal wieder in orange unterwegs. Als Anmerkung: Ich haben noch nie einen dichten Regenkombi besessen!
Gut, wir hatten irgendwann die Nase, wie auch die Hose, vom Regen voll, und wir suchten unsere erste Hütte. Hütte ist der gebräuchliche Name für eine Unterkunft, die meistens ähneln einem keinem Gerätehaus. Sie sind in Norwegen sehr verbreitet, meistens zu mehreren mit Gemeinschaftsräumen wo es auch Duschen oder eine Küche gibt, eben wie auf einem Campingplatz. Die Einrichtung beschränkt sich auf einige Betten (oft 4) einen Kühlschrank, Herd und Heizung. Nach etlichen Versuchen Hinweisschilder nach Hütten zu folgen, die oftmals in sehr schönen Sackgassen endeten, haben wir unsere erste Hütte gefunden. Sie war sehr einsam und sehr rustikal. Fließendes Wasser, Badewanne und Toilette waren in den privat Gemächer unseres Vermieters zu finden. Er war schon sehr alt und krank. Deshalb litt die Hygiene der Hütte und seines Hauses etwas.
Dafür war die Hütte unschlagbar billig, 100 Kronen und riesig groß. 2 Etagen umgebautes Wohnzimmer aus dem letzten Jahrhundert, so mit Esse und Stall. Aber ein Dach und einen Holzofen mit genügend Holz gab es, und wir wurden wieder trocken. Nach einer mitgebrachten Flasche Wein konnten wir die Spinnen und Tiere vergessen und selig und ruhig schlafen.
In Evje angekommen haben wir in einer Bäckerei ein paar Brötchen gegessen und etwas weiter sogar noch einen Kaffee ergattern können. So kann der Tag beginnen. Und es sollte noch besser werden. Bei wunderschönem Wetter ging die Fahrt am 50 Km langem Ardal See entlang. Wunderschön anzusehen.
In Brokke sind wir durch da Setestal gefahren. Hier vereinigen sich Südtirol, Österreich und Irland in Landschaft und Strassen. Für jeden Motorradfahrer der 7. Himmel. Über die Pässe Hummendalen und Fjellvegen kamen wir nach Sanduer.
Sanduer ist eine größere Stadt mit viel Verkehr und allem was dazu gehört. Also schnell in einen Döner-Laden und mit Hamburger mit Pommes vollgestopft. Im Gegensatz zu England kann man das hier durchaus essen.
Und schnell wieder raus aus der Stadt, auf die Straße 13. Diese Straße ist wohl die schönste Reiseroute im Südlichen Teil Norwegens.
Nach 2 Fähren und unzählige Tunnel erreichten wir gegen 20:00Uhr Roeldal. Auf einem fast leeren Campingplatz haben wir eine Hütte für „nur“ 300 Kronen gefunden.
Endlich Duschen. Anja brauchte 4 Minuten und 10 KRONEN und ich 2 Minuten für 5KRONEN. Man, was kann man sich schnell Waschen wenn es sein muss (kein Kleingeld). Danach noch eben zur nächsten Tankstelle gegangen und ein Würstchen gegessen, und ins Bett.
Das Wetter war besser als gedacht, und es tropfte und nieselte ur wenig. Es war nicht genug um richtig nass zu werden, was uns auch freute. Dennoch ware wir wieder als Holländer unterwegs – in oranje.
Weiter ging es auf der zu vielbefahrenen Strasse Nr 13, die aber nach ca 30 Km zu ihrer Schönheit zurück fand. Serpentinen und Kargland auf gleicher Höhe mit Eisfeldern, Mooren und Seen hat schon was besonderes an sich.
Steil runter ging es bis Grinde wo schon die Fähre nach Hella auf uns wartete. Nach einem ca. 40 Km schönstem Küstenpfad am Soguefjorden, erreichten wir Sogudal, wo wir mal kurz eine Riesenpizza verspeisten. Voller Erwartung verließen wir die Straße Nr. 13 und fuhren auf die Strasse Nr. 55. Wir hatten schon viel davon gelesen, waren jedoch nach den Highlights der Nr13 anfangs etwas enttäuscht. Die 55 legte sich jedoch immer mehr ins Zeug, und wurde langsam zur Traumstrasse.
In Gaupue unterbrachen wir zwecks Nachtruhe. Eine Hütte für 260 Kronen und 2 mal 0,3l Bier mit lächerlichen 2,3% vol für 40 Kronen – was will man mehr nach so einer eindrucksvollen Landschaft.
Der traumhafte Pass durch dieses Gletschergebiet geht rauf bis 1430m. Es wurd etwas kühl und karg. Es wurde erst etwas wärmer als wir in voller Montur zum nächsten Eisfeld gekraxelt sind. Aber wenn man schon mal am Eis ist, sollte man auch mal draufstehen.
Dort war auch ein blauer Gletscher zu sehen, der anmutig in der Sonne glänzte. Wir fanden eine tolle Abkürzung von Skogbybdi nach Lesja..., die als schmaler geteerter Weg begann, in Schotter und Lehm wechselte und zu einem unerwartet schönen Pass wurde. Der Strassen Belag war genau das richtige für die GS. Da konnte sie mal richtig ackern und pflügen auf dem 30 Km nie enden wollenden Schlängelweg. Das hat sich gelont.
Über Danbas gelangten wir auf die Europastrasse 6, die uns etwas gelangweilt nach Trondheim führte. Nach einem Zwischenstopp bei Mc Donalds fing es wieder an zu regnen. Und wir konnten uns mal wieder unter einer Brücke in unser oranges Latex schmeißen. Super – nach ca. 40 Km haben wir nur kurz eine Hütte gekauft, geduscht, geschrieben und sind schlafen gegangen.
Auf der Grenz von Nord-Troudelag zu Nordland konnten wir das Polarlicht als über die Strasse gebaute Holzkonstruktion bewundern.
90 Km weiter kamen wir zum großen, aber nicht hohen, Wasserfall zum Laksfors.
Hinter Moiran der übliche Mittags bis Nachmittagssnack, und weiter ging es durch das Dunderlandsdalen. Eine ziemlich trostlos aussehende karge Gegend die nach und nach immer Mondähnlicher wurde. Dann war es soweit: der Polarkreis!
Kalt, windig und mystisch war es dort. Im Volksmund wird diese Straße Blutstrasse genannt, da sie mit „Hilfe“ der Einwohner von den Nazis im 2. Weltkrieg erkaut wurde.
Da der Regen mal wieder nicht auf sich warten ließ, und wir bereits fast 450 Km gefahren sind suchten wir uns eine Unterkunft. Gefunden haben wir den Polar-Camping Platz. Für 280 Kronen und einem sehr netten Vermieter.
Als Anmerkung: Die Norweger sind etwas kühl, und da es keine Kneipenlandschaft gibt kann man sie auch schlecht kennen lernen. Dieser Vermieter und ein Kellner in einer seltenen Kneipe vor den Lofoten waren da die Ausnahme.
Mittlerweile war es schon 17:00 Uhr als die Fähre ablegte. Nach einer Stunde konnten wir uns erleichtert davon überzeugen, dass unsere GS die Überfahrt, trotz waghalsiger Seitenständerkonstruktion mit Gummikeilen und Seilen, aufrecht, wie ein Mann, überstanden hat.
Nun war es bereits 20:00 Uhr und wir hatten kaum noch Sprit und noch keine Hütte in Sicht. Dafür wurden wir mit wunderschöner Panoramasicht entschädigt. Nach schlappen 50 Km hatten wir beides auf Vesteralen. Eigentlich lag das gar nicht auf unserer Reiseroute, aber man ist manchmal nicht so wählerisch. Nach 400 Kronen für die teuerste, aber bei weitem nicht die schönste, Hütte der Tour und ein Brot war es bereits 23:00 Uhr und Schlafenszeit.
Es war zwar erst Mittag, (na ja 14:30 Uhr) aber wir wollten ja ohne Gepäck und Regenkombi die Lofoten erfahren. Kaum zu glauben, aber es war strahlender Sonneschein. In Svolvoer fanden wir eine Hütte für 275 Kronen.
Von hier aus starteten wir, nachdem wir schnellstens das Gepäck und das Regenzeug in der Hütte gefeuert haben. 70 Km atemberaubende Landschaft und wunderbaren Sonneschein, weitere 50 Km ebenfalls traumhafte Landschaft und nass bis auf die Knochen. Zur Erinnerung sei nochmals auf die geografische Lage der Lofoten hingewiesen: Nördlich des Polarkreises.
Daraus folgt: Kalt. Trotz allen Meckerns und Jammerns seitens Anja, da ihr das Wasser in der Unterhose stand, kann man jedem raten sich diesen Fleck Erde anzuschauen.
Nach dem ebenso spektakulärem Rückweg von A, einem kleinem Fischerort am sud-westlichen Punkt der Lofoten, half nur noch eine 5 minütige richtig heiße Dusche und Füße auf die Heizung. Danach schnellstens in der Schlafsack denn es war schon 24:00 Uhr.
Dann folgte das obligatorische Umziehen in einem Bushaltestellenhäuschen. Da waren wir schon rekordverdächtig schnell. Den ganzen Weg, den wir Gestern ja schon mehrfach gefahren sind, und mit der Fähre zurück nach Melbu.
Dort schien wieder die Sonne, und die nächsten 100 Km waren sehr angenehm. Dann kam es wie es kommen musste. Wir hatten die vielen schönen Regenbögen nicht umsonst gesehen. Aber ihre Viefalt entschädigte etwas für das norwegische Standard Wetter.
Nach gefahrenen ca. 380 Km war es schon so spät und naß, dass wir uns eine Hütte gesucht haben. Für 300 Kronen fanden wir eine in Moen. Es folgte das gleiche wie jeden Abend, duschen u.s.w. aber auch noch ein voll krass dekadentes Bier. Na dann gute Nacht.
Das hört sich vielleicht langweilig an, ist es aber auf keinen fall. Es war eine abwechslungsreiche und jede auf seine Art traumhafte schöne Landschaft. Am Nachmittag erreichten wir endlich, durchgefroren vom Regen, Alta, und haben dort eine Kleinigkeit gegessen und eine Bank besucht. Hier sei erwähnt, dass das Geld kaufen in Norwegen recht unkompliziert ist. Ab hier durchfuhren wir die Finmark, ein karges Hochplateau ohne Bäume und endlos scheinend.
Genauso wie man sich den hohen Norden vorstellt. Da es auch schon August war wurden nicht nur die Tage, sonder auch die Thermometerausschläge im positiven Bereich kürzer. Zu erwähnen wäre auch noch, dass wir einen Fuchs (der dem Hasen wohl gerade Gute Nacht gesagt hatte), Elche, jede Menge Rentiere und einen Hund der suizidgefährdet über die Straße lief gesehen haben.
Am Ende dieser Etappe lag der Ort Lakselv, in dem wir in einer Jugendherberge übernachteten. Hier gab es unvorstellbaren Luxus: Dusche und WC auf dem Zimmer. Nur noch 200 km bis zum Nordkap.
Am Ende der Porsangerhalbinsel durchquerten wir den Mageroyasund um auf die gleichnamige Insel zu gelangen.
Das geht unterirdisch durch einen 7 Km langen und 212 m tiefen Tunnel den man mit einem Einsatz von 228 Kronen durchfahren darf. Es ist schon ein seltsames Gefühl so weit unter dem Meer mit dem Motorrad zu fahren, im dicksten Nebel, bei eisiger Kälte und bei tropfender Decke. Die Insel die wir erreichten ist ein riesiges Rentiergehege, und so hatten wir das Glück etliche in Augenschein zu nehmen.
Nach ein paar Kilometern durch wunderschön aussehende Tundra, mit immer wieder auftauchenden Rentiergruppen.
Nach dem wir alles etwas auf uns haben wirken lassen, kam das obligatorische: Touristenangebot wahrnehmen, Rundgang durch die Anlage, Andenken kaufen, Postkarten kaufen und schreiben, Kaffe trinken und wieder los. Die ganze Strecke zurück mit vielen Fotostops bei Rentieren und überwältigender Gegend, die uns in ihren Bann schlug.
Und ausnahmsweise regnete es nicht , es war also der 2. trockene Tag den wir hatten, und es kam noch besser, wir hatten sogar Sonne, zumindest am Abend. Gehalten hatten wir erst in Lakselv zum Essen, und dann im 73 Km entfernten Karasjok in einer Hütte für 350 Kronen
Nun genehmigten wir uns die Flasche Sekt die wir aus Deutschland mitgenommen hatten. Auf den erfolgreichen Tag – Prost. (Hier müsste noch mein Akkuladegerät in der Steckdose hängen !)
Zu Erwähnen sie hier, dass wir nirgens auf der Reise unseren Ausweis zeigen mussten, höchstwahrscheinlich weil wir so adrett gekleidet waren. Finnland zeigte sich öde, einsam und schmuddelig.
Also Augen zu und durch, ab nach Schweden. Meiner Meinung nach war Finnland einfach nur zu. Da im August die Sommer-Saison vorbei ist, sind alle Läden zu, und die Lappen auf Malle zum Sonnenbaden. In Schweden erwartete und ein neues Problem.
Keine schwedischen Kronen, und einen fast leeren Tank. Weil Freitags die Banken schon um 14:00 Uhr schossen, und es bereits 15:00 Uhr war, Weit und breit kein Bankautomat in der Wildnis, und das Wochenende im Blick hatten wir ein klein ein wenig Panik. Aber es lief wie immer gut. Wir fanden eine Tankstelle die Plastikgeld nahm. Nach dieser Hürde mussten wir einen Bankautomaten finden der uns Essen ermöglichte. Das schafften wir durch einen kleinen Umweg von 100 Km, man ist mit der Zeit nicht so kleinlich mit den Entfernungen, in Kiruna. So konnten wir uns ein einem Kebab-Haus den Bauch voll schlagen. Zur Verwunderung kam die Bedienung aus Trier, und fraget uns was wir Ende August hier oben tun, da seiner Meinung nach in 2 Wochen alles verschneit und geschlossen sein würde. Das Stimmt doch ein wenig nachdenklich. Aber egal es ist schließlich der Rückweg. Kiruna ist nicht besonderst schön, also wieder los. Schweden zeigte sich von seiner unbewohnten und Nadelbaum dominierten Seite, wie man es erwartet. Die Landschaft wechselte ständig zwischen Nadelwald, Seen, und abgeholzten Stellen, durch die endlos scheinende gerade Straßen liefen. Wir schlugen in Gallivaer auf, wo wir uns eine Luxus-Hütte mit 2 Schlafzimmern, einem Badezimmer, fließend warm Wasser, TV und einem riesigen Trockner, der wie eine Eisschrank aussah für 450 Kronen mieteten. ( 9,2 schwedische Kronen sind ein Euro).
Das ist billiger aus in Norwegen.
Außer das wir ab und zu mal ein paar Rentiere sahen, gab es keine besonderen Erlebnisse als wir die E 45 runter rasselten. Über all nur die oben erwähnte Gegend. Nach den unglaublichen Erlebnissen in Norwegen ist alles andere mittelmäßig.
Der schwedische Polarkreis war auch recht unspektakulär.
Nach etlichen Kilometern fanden wir ein Unterkunft in Dorotea. Eine Jugendherberge der unteren Kategorie für 240 Kronen. Dafür haben wir beschlossen, dass die nächste Hütte besser werden sollte.
In Dänemark sind wir ein einen solchen Regen gelangt, dass bei mir wirklich Land unter war. An einer Raststätte habe ich dann mit Toilettenpapier Rettungsversuche gestartet. Um ca. 23:00Uhr habe ich in Bremen schlapp gemacht und wir haben uns ein Hotel an der Autobahn genommen, kurz vor Zuhause.